Nichts für schwache Nerven!
Wir hatten genügend Gründe, ungerne nach Pulheim zu fahren: Klatsche im Hinspiel, der Gegner verstärkt durch zwei Leute, die gegenüber der Hinrunde noch oben drauf gepackt wurden, dazu bekannt grausame Spielbedingungen, nichts für die sehschwachen Sensibelchen Stefan und Jörg.
Doch wir wurden positiv überrascht: zunächst fand Jörg in der wie immer voll zugeparkten Umgebung den Parkplatz direkt vor der Hallentür freigelassen vor. Sei es Respekt vor dem Alter oder Mitleid, den Pulheimern schien heute nach Gastgeschenken zumute zu sein. In der Halle fanden wir zwar nach wie vor dieselben Platten vor, auf denen unser „Lang“ vermutlich schon seine Jugendspiele absolviert hatte, aber der spiegelnde Schweiß der Jahrzehnte war sauber entfernt, dazu war die Hallenbeleuchtung komplett erneuert und von Licht kaum noch zu unterscheiden. Und es ging weiter: Pulheim fehlte das mittlere Paarkreuz, das durch zwei jugendliche Ersatzleute ersetzt wurde. Wir waren wieder im Rennen!
In den Doppeln der Gegner mit ungewöhnlicher Aufstellung, so dass sich die 4 Spieler des oberen Paarkreuzes im ersten Match gegenüber standen. Stefan und Jörg nach Konzentrationsschwächen im Ersten konnten das Ding, auch mit Hilfe von reichlichen „Nassen“, ohne Probleme zur Führung nutzen. Alex und Marcy unterlagen in 4 jeweils knappen Sätzen, Moritz und Guido noch knapper im Fünften zu 9. Suboptimaler Start, aber auch nicht katastrophal. 1:2.
Im oberen Paarkreuz zeigten unsere schwachen Doppelgegner dann doch noch, warum sie da oben stehen. Wie ausgewechselt standen uns plötzlich zwei Gummiwände gegenüber. Stefan konnte seinen Gegner mit zwischenzeitlich überragendem Spiel und dem nötigen Selbstvertrauen durch den momentanen Lauf in vier Sätzen niederringen. Jörg, mit weniger hartem Topspin gesegnet, musste über die volle Distanz gehen und war eigentlich schon nach dem Dritten „tot“, angesichts endloser Halbdistanzballwechsel gegen einen brutale Winkel blockenden Gegner, konnte sich aber im Fünften noch in der Verlängerung durchbeißen. Fünf Sätze mit jeweils 2 Punkten Unterschied, was aber nicht der einzige Krimi am heutigen Tag bleiben sollte. Damit lagen wir mit 3:2 vorne!
In der Mitte konnten wir den Vorsprung halten. Marcy bei einem „Ehrensatz“ zwar ohne Chance gegen Volkery, Alex mit eigenem(!), sogar neu besohltem Schläger, ging nach einem Fünfsatzkrimi als glücklicher Sieger von der Platte. 4:3 Langenich!
Unten dann Moritz, der es in allen 3 Sätzen nach jeweils 10:6 oder gar höher noch spannend machte, aber heute war das Glück bei den knappen Sätzen durchgehend auf seiner Seite. Guido konnte gegen Dengel leider nur einen Satz holen. Somit 5:4 Halbzeitführung!
Oben konnte dann Stefan seinen guten Lauf fortsetzen: Genau wie Jörg gegen diesen Gegner: Ersten Satz nach hohem Rückstand noch „geklaut“, im zweiten bei 9:9 ein taktisch geschickter „Nasser“. Ein dejà vu und jeder wusste, was dann folgen würde: wiederum der entnervte leichte Fehler, der das Match vorentschied. Im zweiten Match musste Jörg der körperlichen Überbelastung Tribut zollen und hatte nach Satzführung und verlorenem Zweiten trotz Satzball nichts mehr zuzusetzen. Schade, das wäre die Entscheidung gewesen. So blieb es bei der knappen Führung: 6:5.
Was dann folgte, war nichts für schwache Nerven: Marcy konnte sein Spiel gegen Bücheler zwar mit 3:1 gewinnen, strapazierte aber unsere Nerven unnötig, als er bei 2:1 Sätzen (schon der Dritte in der Verlängerung) und hoher Führung im Vierten den Sack nochmal aufmachte, und der Gegner plötzlich vorne lag. Offenbar braucht unser Langer diesen Nervenkitzel, um die Youtube-Bälle rauszukitzeln, die dann erst in die Verlängerung und anschließend zum Sieg führten.
Aber der eigentliche Höhepunkt folgte im Spiel Alex gegen den wirklich starken Volkery: Ersten zu 4 verloren, zweiten zu 6 gewonnen, aber das war´s dann mit deutlich. Der Dritte ging in der Verlängerung an den Gegner, der Vierte zu 9 an unseren Mann. Im Fünften wogte das Spiel hin und her, wer Aufschlag hatte, machte meist 2 direkte Punkte. Mit einem Minibreak konnte Alex doch in Führung gehen und sah bei 8:6 und eigenem Aufschlag wie der Sieger aus. Dann wollte er es besonders gut machen….Die Folge waren 2 Fehlaufschläge. Ein Nackenschlag, den man nicht mehr wegsteckt.
Außer, man heißt Schebalkin. Den nächsten der gefährlichen Aufschläge des Gegners attackierte unser Mann mit vollem Risiko und wurde dafür belohnt. Doch der Gegner kannte ebenfalls kein Zurückziehen und konnte kurz darauf Alex´ Matchball ebenso mutig abwehren. Was dann folgte, ließ uns um Jahre altern: Volkery konnte sich mit 5 direkten Aufschlagpunkten 5 Matchbälle verschaffen, die Alex alle abwehren konnte, der Erinnerung nach mit 4 eigenen Aufschlägen und einem haarscharf zu langem Topspin des Gegners. Die klug gewählte Auszeit brachte dann endlich den erfolgreichen Return zum eigenen Satzball und den glücklichen Sieg. 8:5 Führung, ein Punkt war im Sack!
Unten konnte Moritz nicht an seine gute Leistung anknüpfen und musste eine glatte Dreisatzniederlage einstecken, so dass wir ins Schlussdoppel mussten. An der anderen Platte verprügelte Guido gerade seinen Gegner mit 11:3 im ersten Satz. Stefan und Jörg konnten gegen das blendend harmonierende Pulheimer Einserdoppel den Ersten mit Mühe in der Verlängerung gewinnen, wobei die Mühe vergeblich schien, da Guido an der anderen Platte auch im zweiten Satz deutlich vorne lag und sein Gegner chancenlos schien. Trotzdem blieben wir im Doppel konzentriert, da bei unserem Chef plötzliche Einbrüche kurz vor dem Sieg schon mal vorkommen. Zu Recht, Guido gab den Zweiten noch knapp ab. Wir mussten im Zweiten in der Verlängerung und verloren ihn unglücklich durch einen „Nassen“. Den hatten unsere Gegner allerdings matchübergreifend noch mehr als gut.
Im Dritten konnten wir dann gerade mal 5 Punkte verbuchen, davon 3 direkte Aufschlagpunkte von Jörg und einen „Nassen“ von Stefan. Der hatte sich leider wieder in seine unselige Übermotivation hineingesteigert und traf verkrampft so gut wie keinen Ball mehr. Dazu steigerten sich die Gegner, waren sicher im Block und nutzten jede Chance zu tödlichen Topspins. So ging es auch im Vierten weiter. Da half nur noch Taktikänderung: zurück in die Halbdistanz, um in die Ballwechsel zu kommen und dann Jörg mit drucklosem Linkshänder-Rückhandspin. Das schmeckte den Superblockern auf der anderen Seite wenig und wir konnten den Satz klauen. An der anderen Platte hatte das Verhängnis seinen Lauf genommen, Guido im Dritten wieder eine hohe Führung nicht ins Ziel gebracht und den Vierten dann glatt verloren. So ging es also im Schlussdoppel in den Showdown: Wir jetzt mir Rückenwind waren schnell 4:1 in Führung, dann der vielleicht vorentscheidende Punkt: statt Seitenwechsel ein Ball, der die Kante noch ganz leicht streifte, ein Zehntelmillimeter weiter, und der Keks wäre vermutlich gegessen gewesen. So wechselten wir nur knapp mit einen Punkt Vorsprung, statt mit vieren. Die knappe Führung konnten wir transportieren, scheiterten aber beide mit dem Versuch eines überraschend eingestreuten langen Aufschlags. Besonders unfassbar, wenn bei 8:8 Jörg nach 20 kurzen Rückhandaufschlägen aus der gleichen Bewegung heraus seinen raketenschnellen macht, so lange vorher abgesprochen, dass es die Gegner eigentlich auch nicht ahnen konnten, und Volkery es schafft, direkt an der Platte stehend das Ding nicht nur zu blocken, sondern brutal anzuziehen. Dieser Ball wäre innerhalb der TTG bestenfalls von Björn im Spielrausch denkbar gewesen. Respekt, so verdient man sich den knappen Sieg! So wurden die Punkte dann doch noch geteilt: 8:8 lautete der Endstand, 34:33 Sätze für uns. 32 Sätze wurden mit 2 Punkten Unterschied entschieden, jeweils 16 auf beiden Seiten.
Fazit: Wir hätten das Ding recht glatt gewinnen können. Nur: dasselbe können sich unsere Gegner auch sagen. Der Tischtennisgott war – zumindest gefühlt – bis auf das Schlussdoppel bei einigen glücklichen Bällen auf unserer Seite, also sollten wir uns über den gewonnenen Punkt mehr freuen, als über den verlorenen ärgern.